Feedbacks zum letzten Blog:
"Tobias, du möchtegern schlauer Typ!"
"Tobias, meinsch mit paar Fremdwörter wersch intelligänter wahrgno?"
"Tobias, negscht Buddha oder was?"
"Tobias, chom zrüg id Realität!"
"Tobias, ob an irgend e Art Gott glaubsch und falls ja, was fer eine, isch gottverdammi e Sach zwische dier und ihm*ihre und suscht niemerdem, isch das klar?"
"Tobias, mach der ned so viel Gedanke, verliersch dech ja, läb em Momänt, im Jetzt!"
Also, gut, hat wohl alles etwas, sorry.
Fehler macht jedermann,
auch der neben an,
wichtig ist,
dass man damit leben kann (vgl. Sido, die Maske).
Ich hatte wohl mein "Ich bin tiefgründig, anders und möchte intellektuell sein"-Aufmerksamkeitsdefizit
Stufe 9 von 10.
Deshalb nehme ich mir den letzten Tipp besonders zu Herzen und
schreibe jetzt im Jetzt,
beschreibe im Moment den Moment:
Yeva feiert ihren ersten Geburtstag.
Wir sind so stolz.
Es ist einfach schon ein Jahr um.
Fast zwei Jahre ist es her, als wir circa 32 Schwangerschaftstests kauften, da wir es nicht wahrhaben konnten.
"Ich wett ned, dass das emmer so explizit erwähnsch, Tobias."
Also gut, du hast recht, Jenny.
Liebe Leser und Leserinnen,
vergesst alles,
war nur ein Witz,
es waren nur 17 Schwangerschaftstests.
Yeva schafft es, uns zu verändern,
uns eine neue Perspektive auf dieses tolle Leben zu ermöglichen,
sich an Kleinem erfreuen zu können.
"Ah mega guet, d Yeva het hüt scho gschisse."
"Juhu, der Gaggi esch nüm hert."
"Super, d Yeva het hüt 3 Biss gässe."
"Boah, so e gueti Nacht, d Yeva esch nor 5 Mal ufgwacht."
Überzeugungen beginnen sich plötzlich zu verändern,
aus mir,
dem Pessimist, wird ein Optimist
und aus Jenny,
aus Jenny wird eine Frau,
meine Frau!
PS: Ich liebe es, zu übertreiben.
Als Dankeschön an unsere einjährige Lehrerin der Lebensschule gibts für Yeva einen selbstgemachten Kuchen.
"Da arme Chind hed denk nid mal e richtige Chueche mit Süessigsmittel becho!", schreibt mir ein guter Freund über Whatsapp.
Also bitte, sehen wir aus, als wären wir so strenge, gemeine Eltern?
Yeva erhält von uns zum Geburtstag sehr wohl einen Kuchen mit viel Zucker.
Fruchtzucker.
Nach der blauen, mit der Ziffer 1 beschrifteten Kerze in der Mitte des Kuchens suchten wir stundenlang in der Stadt Sayulita, weil es ja anscheinend so wichtig ist,
obwohl die Kleine weder Nummer noch Farben kennt,
weder Geburtstage einordnen kann,
noch weiss, was Feuer bedeutet.
Wo ist denn hier bitteschön die Effizienz, das gesunde Aufwand-Ertrag-Verhältnis, Mami Jenny?
Man muss die unbedingte, irrationale Liebe der Mütter zu ihren Kindern wohl nicht immer verstehen,
und mich,
wohl auch nicht immer.
Denn eventuell liegts auch an meiner Ungeduld, beziehungsweise meiner Faulheit.
Vielleicht.
"Höchstwahrscheinlich!", sagt Jenny.
Obwohl ich doch nur wenige Kriterien beim Einkaufen voraussetze:
- Nicht mehr als für ein Essen einkaufen
- Keine Sachen, die es nicht braucht
- Was länger als zehn Sekunden angeschaut wird, wird entweder gekauft oder vergessen
- Nicht länger als zwei Minuten in einem Laden umhergurken
- Nicht länger als eine Minute anstehen
- Verhütungsmittel nicht nochmals vergessen
Jenny akzeptiert diese wenigen, unkomplizierten Kriterien aber nicht mehr,
kauft seit einiger Zeit alleine ein,
und kommt mit 238 Geschenken nach Hause,
läuft damit à la Heidi Klum vor den Spiegel,
hier habe ich komischerweise auf dem Bett beobachtend viel Geduld,
und schreibt während Tagen eine Masterarbeit,
welche Geschenke am besten zu welcher ihrer 237 Frauen und diesem einen Mann, Jenny bringt die Ausrede, es sei ihr Vater, passen.
"Meinsch förd Simone eher s' rote oder s'blaue, Tobias?"
Woher soll das ich bitteschön wissen?
"Isch doch scheiss egal,
mach Piff-Paff-Puff und fertig.
Ene mene bu und raus bist du.
Katz het gschisse, wie vil het si gmacht?
Wer hat den schönsten Schuh und den hast du!"
Es ist ihr eben nicht scheiss egal und das ist gut so.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich in solchen Situationen gerne Mann bin.
Nicht in der Pflicht zu stehen, überhaupt irgendjemandem etwas zu schenken,
geschweige denn überhaupt einen Geburtstag eines Freundes zu kennen und
auf das Jahr zuzusteuern und hinzufiebern,
seinen eigenen Geburtstag zu vergessen.
Apropos vergessen:
Ich vergesse oft, dass ich einen Reiseblog schreibe
und merke immer mehr, dass ich wohl so viel Lust habe über Ortschaften zu schreiben, wie ich einkaufe.
Deshalb habe ich den zwölfjährigen, deutschen Loan aus unserer Nachbarschaft beauftragt mit einigen, wenigen Informationen ein einfaches Gedicht zu schreiben:
Es war einmal ein Mädchen mit einem speziellen Namen,
ein Jahr alt, sie ist nun weit mehr als nur mehr der weltweit beste Samen.
Der Vater meint, der Samen sei aus seinem Laden,
soll er das weiter glauben, Amen.
Ihre Mama, ihr Papa und sie,
gehen gerne an den Strand,
Mama und Yeva Hand in Hand,
und daneben der möchtegern Imanuell Kant.
Yeva spielt gerne mit Sand und Stein,
realisiert nun, zum Essen gar nicht so fein,
und Papa verträumt: "Der Stein wird jetzt wohl nicht im Magen sein?"
Mama, komm und finde es heraus im Gaggilein.
Yeva läuft wohl bald,
dass lässt die Familie nicht kalt.
Es ist schön hier zu sein,
Essen fein,
Streit zur Zeit kein
und ein wunderschönes Städtlein.
San Pancho gefällt ihnen sehr,
obwohl immer das gleiche Meer.
Somit freuen sie sich auf das alte Leben,
endlich wieder mal Deutsch reden,
ihre Familien die Kleine erleben
und das Paar endlich wieder einmal Yeva abgeben.
Bis nächste Woche!
Kommentar schreiben
Brigitte (Freitag, 03 Juni 2022 23:08)
Der erste Reiseblog, den ich je ganz gelesen habe. Warum? Weil es NICHT um Ortschaften geht. ���
Tobias (Sonntag, 05 Juni 2022 17:16)
Danke Brigitte,
habe Freude an deinen Einträgen.
Gordalo von der Falkenwiese (Montag, 06 Juni 2022 15:59)
Sehr �-ligent!
Karin vom Hirtenhof (Mittwoch, 29 Juni 2022 17:44)
ihr seid zu beneiden und eure Kommentare erfreuen mich mit ihrem Witz.
Wünsche euch noch viele schöne Tage und vermisse euch immer noch.