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Mazunte/San Agustinillo de Veganus

In Puerto steigen wir ins Taxi und verabschieden uns von Mane und ihrer Familie. 

Ich setze mich in die hintere Reihe. 

Neben mir, Jenny. Sie sieht glücklich aus, wir haben es richtig gut, obwohl es nicht immer ganz einfach ist 24/7 auf- und ineinander zu sein und sie wohl manchmal auch genug von meiner sinnlos provozierenden Art hat. 

Ein Beispiel gefällig, nur zu:

Tobias: "Krass, dü bisch so miehsam, 

wennd z wenig z' ässu hesch,

wennd z wenig schlafsch und..."(wird unterbrochen)

Jenny: "... ond wenn ech 3 Monet ununterbroche dini Frässe moess gseh." 


Rechts von Jenny, unsere Yeva. Sie schläft. Endlich mal wieder. Die nun stehende und sich überall aufziehende Yeva hat momentan ziemlich mit dem Zahnen ihrer Schneidezähnen zu beissen. 


Yeva ist ein wunderbares Kind und wir sind wunderbare Eltern. Meistens. 

Die Ruhe solle man stets bewahren und Empathie auch nachts gegenüber der Kleinen zeigen, steht anscheinend in einem von Jenny's 5000 gelesenen artgerechten Erziehungsbüchern.

Nun gut, in der Theorie ziemlich einfach und selbsterklärend, die Praxis sieht schon auch mal anders aus und ich schiebe Yeva gerne ab:

"Eh verdammi, d'Yeva regt mi gad so üf, probier mal dü." 

Mir wird schnell bewusst, dass ich mit meiner impulsiven Aktion, dem zu schnellen Abschieben, das Kind mit dem Bade ausschütte und als Wiedergutmachung mich am folgenden Tag entschuldige und dem Kind ein Bade einschütte. 

In der vorderen Reihe, am Steuer, sitzt ein alter Mann, unser Taxifahrer - 

müde, alt, unsympathisch und gefährlich. 

Wir erblicken die geschlossenen Augen und  blicken dem Tod in die Augen. 

Die Geschichte dazu: 

Jenny macht mich auf dem Rücksitz auf den immer wieder in den Sekundenschlaf fallenden Taxifahrer aufmerksam. 

Wir wecken den alten Herr und bitten um eine Pause, die er nicht will. 


Der Nichtsangriffspakt wird mit einem koffeinhaltigen Getränk als Kompromiss unterschrieben, 

und darin steht beschrieben, 

seine Augen werden nicht mehr gerieben, 

sonst wir er von mir höchstpersönlich aus seinem Taxi getrieben, 

von mir motorgetrieben, scheisse keinen Führerausweis, von Jenny motorgetrieben mit 180 km/h in kleine Teile gerrieben, zerrieben, 

sein Testament von mir selbstgeschrieben, 

und sein weniges Restgeld sogar noch mir zugeschrieben. 


Glücklicherweise scheint der Taxifahrer die Gefahr erkannt zu haben und macht plötzlich einen fitteren Eindruck. 

So fit, dass die Zeit reicht, aus dem Fenster zu schauen und den Rindern beim Grasen zuzuschauen. 

Und Jenny und ich, wir finden erneut die Zeit, uns in den vollwertigen Veganismus einzulesen, um den Rindern zukünftig weiterhin in die Augen schauen zu können und vor allem, um uns gesünder zu ernähren. 

Wir wollen es ein weiteres Mal versuchen, doch möglicherweise ist es hier auch einfach zu heiss dafür, 

wir wollen die Kultur hier doch geniessen,

in der Schweiz wird es wohl zu kalt, 

wir wollen an unseren Raclette-Traditionen doch festhalten, 

und vielleicht ist es ja eh nur eine Verschwörungstheorie, wie übrigens ziemlich alles kritisch Hinterfragte heutzutage, dass die Scheisse des Fleischkonsumenten mehr stinkt als die des Veganers.

Ausser bei Jenny, da schmeckts immer nach Lavendel und das hat bestimmt nicht mit ihrem stets im WC liegenden Öl zu tun.


Wir steigen aus dem Taxi aus, geben KEIN Trinkgeld und bestaunen San Augustinillo.  

Aus dem Meer herausragende Felsen, welche zu einem unglaublichen, mystischen Bild beitragen, 

bizarre Rutschbahnen, die mich an M&M's erinnern, da sie alle andere Farben haben und trotzdem gleich sind,

charmante Nebengassen, 

tolle Sonnenuntergänge mit tollen Fotokünsten meinerseits, 

gutes Internet, 

und viele Restaurants mit veganen Angeboten, zum Glück. 

Als wir gegen Abend in unserer Loft ankommen, sind wir so glücklich mit unserer wohl besten Wahl und entschliessen uns nochmals kurz ins Dorf zu gehen, um Abend zu essen. 

Die Karte ist vielfältig und auf uns zugeschnitten, 

die Entscheidung fällt uns leicht:

"Zwei Mal Tacos mit Poulet, bitte."


Es ist eben doch zu heiss, um uns vegan zu ernähren, obwohl die Sonne bereits untergeht. 

Es ist eben doch zu wichtig, die kulinarischen Köstlichkeiten dieses Landes kennenzulernen, obwohl wir bereits drei Monate hier sind und wohl schon alles Mögliche gekostet haben. 

Es ist eben doch zu viel Aufwand, obwohl kein vernünftiger Grund dagegen spricht. 

Es fehlen uns eben doch die Eier dazu, obwohl es keine Eier bräuchte. 


Bis nächste Woche! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin (Sonntag, 24 April 2022 17:23)

    Ihr habt es wirklich gut gemacht und ich bin froh wenn ihr vom Kriegsgeschehn
    nichts oder wenig mitbekommt.Mit dem veganen Essen ist es sicher nicht so leicht
    wenn das Fleisch dort so billig ist.Das Furzen der Kühe ist dort schnell verweht da es ein grosses Land ist .Wir haben Ostern erlebt und ohne Eier ist Ostern ja nicht zu denken.Die Wohnung ist aber richtig schön.Hab ich mir anders vorgestellt.
    Macht mal ein Photo wenn Yeva läuft,das ist sicher herzig.Wünsch euch weiterhin eine wunderbare Zeit Karin