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Roadtrip 2.0 - Bacalar, Mahahual

Momentan sind wir in Bacalar, am Bacalarsee, am wohl schönsten See, den ich je gesehen habe. 


Wir baden in kristallklaren Cenoten und in siebenfarbigen Lagunen,  geniessen das Wasser, shoppen im Dörflein mit sehr wenig Tourismus und lernen richtig viele Menschen kennen, denn Yeva ist ein Menschenmagnet, Jenny ein Männermagnet und ich, ich bin ein Hundemagnet. 


Die schönen Erlebnisse sind nur halb so schön wie die gemeinsame Zeit mit Yeva. 

Yeva ist so unglaublich toll, lustig, impulsiv, emotional und streng. Wir lieben sie und ihre Art. Auch wenn sie schon mal nerven kann und eine kleine Diva ist. 

Ich sehe das Bild bereits ziemlich bald vor mir, Yeva mit ihren High-Heels, dem roten Lippenstift und den verschissenen, tropfenden Windeln durch die Wohnung stolzierend... 


Diese Momente, Yeva beim Wachsen, beim Ertasten von Oberflächen, beim Kacken, beim Lachen, beim ersten Krabbeln, beim Kotzen und beim Sitzen zuzuschauen, 

dieser Moment zu merken, dass bereits ein Wille vorhanden ist, ein richtig starker Wille. 

So simpel, so alltäglich, so normal und doch so einzigartig. 

Ja, ich weiss, typische Elternfloskeln, aber es ist einfach nicht anders beschreibbar.

Gefühle, die mit nichts zu vergleichen sind.

Hmm, ausser vielleicht mit den von Ismir mit seiner Rolex gestoppten Zungenküssen mit der tollsten Freundin, nicht Ehefrau, die man sich vorstellen kann, Jenny. 

Und trotzdem, reicht wohl nicht ganz für eine Gleichsetzung mit den "yevabezogenen" Emotionen, sorry Jenny. 

Aber, ich liebe dich. 

Du liebst mich. 

Aber ich liebe dich immer einmal mehr als du mich. 

1,2,3, ich spiele nicht mehr mit! 


So, die romantischen Leser konnte ich nun hoffentlich auch mal wieder befriedigen und das Bündnis der Beziehung mit Jenny wurde somit verlängert, nun darf es wieder "krank" werden, oder? 

Sonst bitte jetzt ausklinken und allen Menschen mitteilen, welch perfekter Schwiegersohn ich doch sei/wäre. 

Familie Vonäsch hier mit dem Lesen stoppen und das "wäre" mit einem wasserfesten Stift, zur Sicherheit auf dem Handy und Laptop, durchstreichen. 


Krank werden wohl bald die Knabberfische, die hier in den Cenoten verweilen und uns unsere vergammelte Haut vom Fusse entfernen.  

Vor allem an meinem Fuss wird geknabbert, aber auch Jenny bleibt die Pediküre nicht erspart. 

Neben der Alpenmilch wohl noch reichlich Alpenkäse im Angebot.

Krank nehme ich auch die mexikanische Liebe zu Coca Cola wahr. 

Nach Priorität eins, Gott, folgt dicht auf den Fersen die Medizin mit ihrem pharmazeutischen Bestseller "Coca Cola". 


Coca Cola hier, Coca Cola da, Coca Cola überall. 

Ich erinnere mich an diesen Restaurant-Typen an der Strasse, 

circa 200 Kokosnüsse links neben sich.

Fest entschlossen, in Kung Fu Panda-Manier, schleudert er seinen Säbel umher und serviert uns innerhalb kürzester Zeit die fixfertige, parate, zerschnittene Kokosnuss auf dem Silbertablett ohne Silbertablett. 

Rechts von sich zwei 2.5 Liter (gibts hier wirklich) Flaschen Coca Cola, die er im gefühlt gleichen Tempo und mit ähnlichem Enthusiasmus kippt. 


Das ist so blöd, das ist so dumm, das ist mit nichts vergleichbar, ausser vielleicht... 

... ausser vielleicht du hättest ein 200 Quadratmeter Einfamilienhaus im autofreien, erfrischenden, klimafreundlichen Zermatt, entscheidest dich jedoch für ein 2.5m x 2.5m Studio in Visp, damit du den lonza-verpesteten, schwarzen Rauch einatmen DARFST und dabei so weggetreten bist, dass du "No habemus papam" schreist. 


Scheiss Vergleich, unpassend, vor allem für alle "Grüäzini" und für den Papst, der bestimmt mitliest. Er wird bestimmt seine persönlichen "IT-Freaks" haben, die es schaffen, unser unglaublich komplexes Homepage-Passwort zu knacken. 

Ich wollte mit dem vorherigen Vergleich eigentlich nur kundtun, dass das mexikanische Volk idiotischerweise die globalen, industriellen, ungesunden Produkte gegenüber seinen tollen Naturprodukten priorisiert.


Sehr schade ist ebenfalls, dass mir Jenny nicht immer zuhört.

Gut, ich labbere auch viel. Ich würde mir ehrlich gesagt auch nicht immer zuhören, wenn ich nicht mich selber wäre. 

Jedes Mal liegt es jedoch nicht an mir, zum Glück. 

Es folgt der Beweis, dass Jenny wohl auch manchmal in Gedanken irgendwo anders ist, wahrscheinlich bei einem besseren Typen, also dementsprechend ab und zu auf einem anderen Planeten lebt. 

Unsere Sicht, circa zehn Meter vor uns
Unsere Sicht, circa zehn Meter vor uns

Jenny: "Wir müssen noch die Becher wegwerfen, siehst du irgendwo einen Abfall?" 

Hast du mich das gerade echt gefragt? 

Egal wie viel Nutella du nimmst, nimm bitte weniger davon, Sugar Baby! 


Ah die Geschichte zu Nutella: Jenny kann nicht viel dafür, denn sie ist ein Opfer von süsslichem Nudging. 

Nudging in unserem Fall heisst, man lässt sich in Form von unbewusstem Anstupsen zu unnötigen Käufen überreden. 

Entweder ist es nämlich der Duft aus den Creperías und deren Nutella-Crepes, der sie abends labil werden lässt oder das Snickers auf Augenhöhe zieht sie in den Bann. 

Meines Erachtens steht bei Jenny eine akute Zuckersuchtgefahr im Raum, die sich bis jetzt räumlich paradoxerweise noch nicht bis ins Füdli ausgebreitet hat. 

Meine Zuckersucht-These wird anhand Jennys täglichem Verhalten bestätigt: 

"Darf ich ächt no es Crepes?" 

Ob ich ihr das Drogen-Ultimatum schon bald stellen werde: "Baby, entweder der Zucker oder ich?" 

Wenn ich meine letzlich erwähnte "Schnurra" vor dem Spiegel aufreisse und meine Zähne betrachte, könnte man meinen, ich sei derjenige mit der Zuckersucht. 

Ob das wohl an meiner Zahnbürste liegt?

Ich möchte jedoch Mexiko und seine Geschäfte unbedingt verteidigen, es gibt hierzulande definitiv preis-leistungsmässig bessere Produkte als Zahnbürsten aus den Second-Hand-Shops.


Wenn wir die "Schnurra" jedoch beim Nachtessen aufreissen, wird es dann trotz dem billigen Mexiko manchmal doch teurer. 

Obwohl wir meistens nur um die 10 Franken dafür ausgeben, gibt es durchaus Abende, an welchen wir schon mal für das Doppelte konsumieren. 

Ob das wohl daran liegt, dass ich ja von nun an eine gewisse Zeit alkoholfrei unterwegs sein will, überzeugt bin, kein Bier zu bestellen, es gibt ja Kokosnussmilch als Naturprodukt, auf der Karte dann doch "zufällig" zu den Bieren rutsche, ein Bier bestelle und mich anschliessend damit beruhige, doch schon am vorherigen Tag verzichtet zu haben. 

Irgendwie ähnlich wie Pinkeln in der Dusche: Man will es nicht tun, bis das Wasser aus der Duschbrause spritzt und somit den Auslösereiz animiert, dann kann man plötzlich nicht mehr anders...  

Also die Rede ist selbstverständlich von Yeva, Jenny und ich halten uns natürlich zurück. 

Du doch auch lieber Leser, liebe Leserin? 

Hab dich wohl gerade erwischt, stimmts? 


Oder liegt die hohe Rechnung des Nachtessens daran, dass Jenny für drei Personen isst und ihr schlechtes Gewissen beruhigt, indem sie mir  mitteilt, dass sie mehr essen muss, um nährstoffreiche Alpenmilch zu generieren? 

Kein Wunder, will Jenny Yeva nun doch länger stillen... 


Ich sehe das Gespräch von Yeva und ihren Freunden an ihrem 18. Geburtstag schon vor mir. 

Freunde von Yeva: "Gömmer a dinem 18. ga suufe, Yeva?" 

Freundin A: "Voll, ech brenge rote Vodka." 

Freundin B: "Ech brenge Baileys."

Yeva: "Hey, cool, brenge d huusgmacht Milch för de Baileys vo deheime. Mis Mami chond öbrigens au mit." 

Ismir: "Dini Muetter? Voll geil, Alter, chome au, brenge Kamera!"


Momentan sind wir vom wunderschönen Bacalarsee in Richtung Mahahual gereist, 

mit neuer Motivation, 

neuem Mut, 

neuen Möglichkeiten, 

und unendlich viel Milch!


Bis nächste Woche!

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Kommentare: 1
  • #1

    Raphi (Dienstag, 22 März 2022 15:19)

    Das ist einfach nur gut.