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Isla Mujeres

Intensivere Düfte aus den Restaurants und penetrantere aus den Kanalisationen, kaputtere, einfachere Häuser, engere Gassen und billigeres, lokaleres Essen geben uns bei der Ankunft ein richtig gutes Gefühl.

Als wir im Appartement in der Dusche vor zwei Wasserhahnen stehen und auch nach zehn Minuten duschen nicht wissen, welcher warm und welcher kalt bedeuten sollte, wissen wir, wir sind definitiv am richtigen Ort angekommen.


Die mehrheitlich mit Golfkarts ausgestattete Insel Isla Mujeres ist toll, meine Gedanken drehen sich um Schnorcheln, Party, Tauchen und Adventure!

Letztendlich bleibts beim Schnorcheln, da ich bemerke, dass ich ja der glücklichste Vater sein soll, der Prinzessin Yeva auf dem Thron jeden Wunsch erfüllen darf, bzw. muss. 


Yeva bestimmt unseren Tagesrhythmus und das ist auch wichtig und gut so, wenn auch nicht immer ganz einfach...

Beim frühen Aufstehen braucht sie schon Unterhaltung, jede drei Stunden braucht es Swiss Milk von Alpenjenny, dabei sollte es ruhig und windfrei sein, alle weiteren drei Stunden gibts einen Schönheitsschlaf, welcher nur durch Tragen und Wippen zustande kommt, dazwischen ständiges Windeln wechseln... Beim Brei muss teilweise improvisiert werden. Da Mexiko zu wenig Volt-Power für unseren Mixer hat, gibts halt Avocado oder Papaya. Die Sonne muss mehrheitlich gemeidet werden, da Yeva noch zu jung und zu weiss ist und falls doch, dann bitte  nur mit langen Kleider, die arme Kleine... 

Wir machen uns aber nicht weniger zum Depp, indem wir von 2 km Ferne für den Rest der Inselbewohner erkannt werden, da die Sonne unser grösster Feind ist und wir mithilfe eines Regenschirmes ein Schutzschild aufbauen, um Yeva von den ach so gefährlichen UV-Geschossen zu schützen.

Dabei vergisst Jenny, dass sie auch einen eigenen Körper hat und wird richtig rot. 

Aber kein Problem, Jenny, aus der Röte wird die Bräune... oder De Bruyne. 


Jenny kennt die Situation und kann den Alltag geniessen, ich als selbstdiagnostizierter "Beinahe-ADHS-Mensch" und auf einen Schlag nur mehr Hausmann brauche noch ein wenig Zeit, um mich an die Entschleunigung zu gewöhnen und die Gratwanderung zwischen "eigenen Bedürfnissen abdecken" und "tagtägliche Vaterfunktionen übernehmen" erfolgreich zu meistern. 

Im inneren Kern (vgl. Bachelor Vujo Gavric, 2013) weiss ich jedoch, dass mir diese Entwicklung gut tun wird.  


In der Mitte der Woche verstärken sich meine "Ich bin jetzt ein nichtsnutziger Hausmann" Symptome, als wir im Zentrum der Insel ankommen, im Middle of Nowhere. 

Keine Touristen, kaum Restaurants und immer wieder dieser eine, auf seinem Stuhl sitzende, alte Mann, in die Weite blickend. 

Nun ist auch Jenny angepisst, da sie einerseits gerne gut isst und anderseits wortwörtlich, da sie Yeva ständig nackt umherträgt.

Na gut, so lange Yeva keinen anderen Scheiss plant... 


Zum alten Mann: Genau auf solche Leute stehe ich. Ich frage mich immer, was einem solchen Menschen durch den Kopf geht und suche am zweiten Tag das Gespräch. 

Die Mischung von schlechtem Gehör und schlechtem Spanisch gestaltet den Dialog schwierig, aber ich nehme zur Kenntnis, dass der 90-jährige Mann seit 25 Jahren auf diesem Stuhl sitzt und die Strasse beobachtet. 

Ich bin fasziniert und beeindruckt davon, wie gut dieser Mann Langeweile aushalten kann und Ruhe ausstrahlt und stelle fest, dass die älteren Generationen darin unerklärlicherweise besser geübt sind als wir, ehe ich nach oben in die gemietete Wohnung gehe und meine 36446578 Apps checke, bei denen ich nach einer Stunde wieder von vorne beginne, da es bereits wieder 97868 neue, geile, modische, mit 'Hesch Täg' untertitelte Selfies gibt.


Am Ende der Woche landen wir bei einer mexikanischen Familie und schnuppern an deren Kultur und deren Familienleben. Wir werden von drei freilaufenden Hunden, einem riesigen Huhn und einem Jungen, auf dessen Schulter ein Papagei sitzt, begrüsst. 

Auf die Frage, ob dieser gefährlich sei, antwortet der Junge nur, dass der andere noch mehr picke und zeigt uns seinen lädierten Finger. 

Danke, kleiner Junge, sagst du genau das, was wir nicht hören wollen!

Langsam wird uns bewusst, weshalb von Ferien in Mexiko abgeraten wird und dass die Aussage "es hat hier überall komische Vögel" wohl doch eher wortwörtlich zu verstehen ist.


Im Grossen und Ganzen geniessen wir die Strände hier sehr und ich bin wirklich glücklich, was vor allem auch mit der Art von Jenny zu tun hat, die mich in gemeinsamen Gesprächen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Hier zwei, drei Best-off's:


Situation 1:

A: "Ich will unbedingt hier zurückkommen und im Mai mit Walhaien tauchen." 

B: "Ist ein Walhai ein Wal oder ein Hai?" 

A: "Ein Hai. Eine Schaufensterpuppe ist auch eine Puppe und kein Schaufenster!" 


Situation 2:

A: "Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, direkt abwaschen, dann kommen diese scheiss Viecher nicht!" 

B:"Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, du sollst das WC nicht vollkacken!" (A hat Durchfall und kann nicht einmal ein bisschen etwas dafür.) 


Situation 3:

A:"Ich habe gelesen, das Baby kriecht nur, wenn der Boden gut ist. Hier hat es keinen guten Boden, was machen wir?" 

B:"Sei doch froh, wenn sie nicht kriecht."


Inzwischen sind  wir auf der Rückreise nach Cancún und machen uns auf den Weg zur Insel Holbox! 

Bis nächste Woche, hasta luego! 




20. Februar

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Kommentare: 3
  • #1

    Marianne (Sonntag, 20 Februar 2022 21:02)

    Coole Erzählungen und wunderschöne Bilder.
    Bis nächste Woche
    Heit sorg

  • #2

    Rosi (Dienstag, 22 Februar 2022 07:03)

    Ischt sehr intressant gschribus bi jedi Wucha gschpannt heit che Sorg ew und dum Prinzässli

  • #3

    Karin Devrient (Dienstag, 22 Februar 2022 10:56)

    Meine lieben Ausreisser.Das habt ihr wirklich gut gemacht!!!Ich freue mich für euch und vermisse euch auch.Mein geliebtes Meer,wie wunderbar und der Sonnenuntergag.Da möchte man grad eintauchen.Yenni,aber bitte tauche nicht mit dem Hai,lieber mit Delfinen die spielen gerne mit Dir.Die Bilder der bewohnten Gebiete
    erinnern mich etwas an Griechenland.Ich fühle mich etwas wie der alte Mann nur liege ich mehr .Martin hat sich mit seiner Liebsten in Askese begeben und momentan ist er auch krank? Omikron.Hier haben wir kaltes Wetter und es soll noch etwasw Schnee geben.Dazwischen immer wieder Sonnenstunden aber die Wärme fehlt.Meine Lieben ,ich wünsche euch weiterhin viel Freude und schöne Erlebnisse.Mit lieben Grüssen und Küsschen an Y