Wir entscheiden uns für 6 Tage Cancún.
So wie man sich eben Robinson Hotel Ferien vorstellt, nur etwas schlichter, älter, billiger und kein Robinson Hotel.
Unser Alltag besteht aus Baden, Windeln wechseln, Meditation, Freunde von Jenny treffen, Sport, zumindest ich, gutes Essen und Yoga, zumindest Jenny.
Auf dem Bett macht Jenny ihre ultraattraktiven Yogaübungen und Yeva schaut lautlachend zu. Irgendwie scheint Yeva den Unterschied von "heiss" und "lustig" nicht zu kennen.
Hmm, zwar... Draussen lacht sie trotz "heissen" 30 Grad praktisch nie und im Umkehrschluss weint sie drinnen nicht, obwohl Jenny das Gefühl hat, sie müsse eine Zimmertemperatur unter 0 Grad haben, damit Yeva ohne schwitzenden Kopf schlafen kann.
Ich leide unter einer generationalen Klimaanlage-Traumata, das scheint Jenny jedoch kaum zu interessieren. Mir wird bewusst, dass ich nur noch Priorität Nummer 2 bin.
Zur Traumata: Schon mein Vater hat mir stets eine kritische Haltung gegenüber Klimaanlagen eingeimpft. Wennschon eine Impfung, die mich überzeugte...
"Tobias, du Vollidiot, das esch kei politische und kei Corona Blog!", höre ich Jenny jetzt schon beim lauten Vorlesen antworten. Ja, du hast ja recht, Jenny!
Auf jeden Fall habe ich immer das Gefühl krank zu werden, wenn die Klimaanlage läuft.
Hoffen wir auf blosse Einbildung, falls nicht, möchte ich als Märtyrer in die Geschichte eingehen.
Oder Jenny kommt zur Vernunft?Unwahrscheinlich...
Oder ich komme zur Vernunft?
Noch unwahrscheinlicher...
Zurück zum Essen: Wir essen Burritos, Tortillas, und Eier. Eier, Eier, überall Eier. Wir brauchen mehr Eier!
Jenny und ich merken immer mehr, wie wir abgezockt werden und von uns als Touristen mehr Geld verlangt wird, obwohl wir einfache Kleidung tragen, bodenständig wirken und noch nie nach einem privaten Parkplatz für unseren gemieteten Ferrari gefragt haben...
Wir diskutieren über die Abzockerei und kommen zum Schluss, dass wir es an der Stelle des Mexikaners wohl ähnlich handhaben würden.
Trotzdem wirft mir Jenny vor, ich sei zu selbstlos. Ich stelle mir dann kurz die Frage, ob ich bereit wäre in jedem Land einen gewissen Prozentsatz meines Salärs abzudrücken, um so ein gerechteres Gleichgewicht zu schaffen.
Ich spüre ziemlich schnell, dass ich auf Utopie und Idealismus in der Praxis eben doch scheisse und meine Antwort Nein ist. Der Drang des Egoismus ist klar stärker als der unabdingbare Wille, eine gerechtere Welt zu schaffen.
Schlechtes Gewissen? Nicht mehr. Ich bilde mir jetzt einfach ein, an die Wiedergeburt zu glauben und irgendwann darf der Mexikaner, Schweizer sein.
Während diesen Tagen spüren wir in der Stadt kaum etwas von den Tumulten in Mexiko.
Das mag an folgenden Punkten liegen:
1. Der unglaublichen Maskulinität meinerseits (#Babyface)
2. Der Sexyness von Jenny, was zu einem unglaublichen, nie gesehenen Serontonin Ausschuss führt und das AggressionshormonTestosteron der Drogenbanden unterdrückt. (#SexismusgehörtzumLeben)
3. Am Jöö-Effekt von Yeva. (#Mybabyissobeautiful) Dazu passt Jenny's Zitat der Woche: "D Yeva isch so härzig und so ... dräckig." (Siehe Fotos)
Ich tippe auf ersteres.
Auf jeden Fall fühlen wir uns wohl und Yeva fühlt sich wohl. Die Menschen sind nett und herzlich zu ihr, Jenny ist eine tolle Mutter und ich versuche es auch zu sein. Also der starke Vater natürlich, der Maestro, der Fels in der Brandung oder ganz einfach, das fünfte Rad am Wagen! Hmm, in unserem Familienkontext noch passender:
Die dritte Brustwarze
Inzwischen sind wir auf der Insel "Isla Mujeres" angekommen, eine Stunde von Cancún entfernt, mieten hier ein kleines, heimeliges Appartment und erhoffen uns ein bisschen mehr Kultur, ein bisschen weniger amerikanischer Tourismus und wünschen uns vor allem weniger Abzockerei. Oder doch nicht?
Bis nächste Woche!
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Brigitte (Samstag, 19 Februar 2022 11:36)
Drei Brustwarzen und viele Eier... Schuler'sches Paradoxon zum Nasslachen